Sage und Geschichte.
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252. Die Erfindung des Schiesspulvers.
Die Erfindung des Schiefspulyers wird gewöhnlich dem Franzis-
kanermönch Berthold Schwarz in Freiburg im Breisgau zugeschrieben,
der um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts lebte und sich eifrig mit
chemischen Untersuchungen beschäftigte. Einst, so erzählt die Sage,
hatte er Salpeter, Schwefel und Holzkohle in einem Mörser zerstofsen
und die Masse mit einem Steine zugedeckt. Da fiel von ungefähr ein
Funke hinein, entzündete die Mischung und schleuderte dadurch den
Stein mit einem heftigen Knall in die Höhe. Diese merkwürdige Er-
scheinung brachte Berthold Schwarz auf den Gedanken — und andere
verfolgten den Gedanken weiter —, die Pulverkraft im Kriege zu ver-
wenden, um Mauern, Brücken und Festungswerke damit zu zerstören und
den Panzer des Ritters zu durchschlagen. Zuerst wurden grosse Mörser
gegossen und mit Steinen und Steinkugeln geladen. Später goss man
auch Eisenkugeln, und der Mörser wurde zu einem Rohre verlängert.
So entstanden die Kanonen und Karthaunen, die auch Büchsen
hiessen. Flinten gab es erst, seit man an den Gewehren ein soge-
nanntes Schloss anbrachte, bei dem ein Stahl gegen einen Feuerstein
schlug und so Funken hervorrief, durch die das Pulver entzündet wurde.
Der Feuerstein hiess früher Flint, und daher kommt der Name des Ge-
wehrs. Vor der Erfindung des Steinschlosses musste das Pulver in dem
Gewehrlauf durch einen glimmenden Strick, den man Lunte nannte,
entzündet werden.
Die Geschütze, Donnerbüchsen genannt, waren anfangs so
schwerfällig, dass man sich ihrer nur bei Belagerung und Verteidigung
fester Plätze bedienen konnte. Später verfertigte man kleinere eiserne
Rohre, die ein Mann in der Hand tragen konnte, oder die man, wenn
sie grösser waren, auf Rädern mit in die Schlacht fuhr. Die kleineren,
die ein Mann trug, nannte man Handbüchsen oder auch Mus-
keten, die von Pferden gezogenen aber Feldschlangen.
Von den grossen Feldschlangen und Mörsern erhielt gewöhnlich
jedes einzelne Geschütz noch seinen besondern Namen. So nannte man
ein Geschütz, das beim Losbrennen furchtbar knallte, den Burlebaus;
ein anderes Geschütz, dessen Kugeln die Mauern vieler Raubritter zer-
stört haben, das aber schwer fortzubringen war, hiess die faule Grete;
eine grosse Feldschlange war die Nachtigall genannt worden.
Die stärksten Mauern und Türme konnten der Gewalt der Kanonen-
kugeln nicht widerstehen. Die Ritterburgen boten daher auf die Dauer
keinen Schutz mehr. Auch den kleineren Städten nützten die Mauern
nichts mehr. Die grösseren Städte aber suchten ihre Befestigungen noch
sicherer und stärker zu machen, indem sie ihre Mauern und Türme mit
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Iv. Bilder aus der Erdkunde,
6. Da mählich gründet der Boden sich,
und drüben, neben der Weide,
die Lampe flimmert so heimatlich;
der Knabe steht an der Scheide.
Tief atmet er auf, zum Moor zurück
noch immer wirft er den scheuen Blick:
„Ja, im Geröhre war's fürchterlich,
o, schaurig war's in der Heide!"
Annette von Droste-Hülshof.
259. Die Erfindung der Buclidruckerkunst.
Früher gab es nur geschriebene Bücher. Die Mönche beschäf-
tigten sich hauptsächlich mit ihrer Abschrift und Herstellung und
brachten es darin zu grosser Kunstfertigkeit. Aber die Bücher waren
sehr teuer; eine Bibel kostete 900 bis 1000 Mark. Dass wir jetzt die
Bücher billiger haben können, verdanken wir einem Mainzer Bürger
Namens Johann Gens fleisch zum Gutenberg, gewöhnlich nur
Johann Gutenberg genannt. Da er ein kunstfertiger und geschickter
Mann war, so machte er auch Versuche, Bücher zu drucken.
Schon vorher hatte man Heiligenbilder mit Sprüchen darunter von
Holztäfelchen abgedruckt. Die Bilder und Sprüche schnitt man auf
eine Tafel von Birnbaumholz aus; das, was nicht abgedruckt werden
sollte, wurde herausgeschnitten und vertieft; dann bestrich man diese
Tafel mit Schwärze oder Farbe und druckte sie auf einen Bogen Papier
ab. Zuletzt stachen die Formenschneider ganze Tafeln voll Buchstaben.
Sollte nun ein Buch gedruckt werden, so mussten gerade so viele Holz-
tafeln da sein, wie das Buch Seiten hatte. Nach dem Abdrucke aber
konnten die Tafeln nicht mehr gebraucht werden. Da kam Gutenberg
auf den Gedanken, die einzelnen Schriftzeichen in Stäbchen aus Holz
auszuschneiden, mit Fäden zu Zeilen zusammenzureihen, mit Tinte und
Lampenrufs zu schwärzen und abzudrucken. Der erste Versuch gelang
nicht recht, weil die hölzernen Buchstaben leicht zersprangen; deshalb
nahm er später bleierne, zuletzt zinnerne. Da es Gutenberg an Geld
fehlte, so verband er sich mit den Mainzer Bürgern Johann Fast und
Peter Schösser. Nun liess er die Buchstaben nicht mehr schneiden son-
dern in Formen giessen; auch erfand er eine bessere Druckerschwärze
aus Kienrufs und Leinöl. Gutenberg war es, der im Jahre 1455 zuerst
eine lateinische Bibel in drei Bänden druckte.
Gutenberg starb im Jahre 1468. Er hatte noch erlebt, dass die
von ihm erfundene Kunst in vielen Städten bekannt und ausgeübt
wurde. Zwar durften die Gehilfen der ersten Druckerei das Geheimnis
Weh, weh, da ruft die verdammte
Margret':
„Ho, ho, meine arme Seele!"
Der Knabe springt wie ein wundes
Reh;
wär' nicht Schutzengel in seiner Näh',
seine bleichenden Knöchelchen fände spät
ein Gräber im Moorgeschwele.
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